Im Bann einer „musiktrunkenen“ Stadt
Die Symbiose von Beethoven und Wien zählt wohl zu den fruchtbarsten, die je zwischen einem/einer Künstler:in und seiner/ihrer Wahlheimat entstanden ist. Der Ort und seine Umgebung „macht“ etwas mit einem Menschen. Natürlich hat sich in 200 Jahren vieles geändert. Aber ein gewisses Lebensgefühl, die grundlegende Mentalität der Menschen und die Ausstrahlung einer Stadt bleiben tendenziell gleich bzw. lassen sich jedenfalls hier am besten nachvollziehen und zurückverfolgen – in dieser Stadt, mit der ihr eigenen Pflege ihrer Tradition.
Sowohl das rege Interesse und die Förderung, die Beethoven in Wien zuteil wurden, als auch die damals in ganz Europa berühmte „musiktrunkene“ Stimmung in der Bevölkerung dieser Stadt waren inspirierend für den Virtuosen und Komponisten Beethoven. Bis heute hat sich Wien eine besondere Anziehungskraft auf Musiker:innen erhalten.
BEETHOVEN. Synonym für Kraft, Konzentration, Wille, Begabung, Arbeitseifer, Selbstreflexion und den stetigen Drang, sich immer weiter zu entwickeln.
BEETHOVEN. Eine der herausragendsten Persönlichkeiten unter den zahlreichen Musiker:innen, welche die Musikstadt Wien in ihren Bann gezogen hat und die hier ihre künstlerische und persönliche Heimat gefunden haben.
BEETHOVEN. Visionär, Humanist und der erste, große freie, unabhängige Komponist.
Ein Leitbild für alle Menschen, die sich ernsthaft der Ausübung bzw. dem Erschaffen von Musik verschreiben wollen.
Die Natur rund um Wien als Inspirationsquelle
Nicht zuletzt hat auch der Zauber der Naturrund um die Stadt auf den Komponisten äußerst anregend gewirkt und damit zur Entstehung unvergänglicher Meisterwerken beigetragen. Beethoven nutzte jede Gelegenheit, um ausgedehnte Spaziergänge in der Umgebung Wiens zu machen. Es gibt noch vereinzelte alte Bäume, an welchen Beethoven möglicherweise vorbei gegangen ist – vielleicht hat er sich an den einen oder anderen sogar angelehnt, wenn er neue Gedanken in seinem Skizzenbuch notiert hat. Ein namhafter Professor in Wien sagte einmal sehr treffend zu einer Studentin aus Übersee, die ein Werk aus Beethovens Zeit zwar technisch gut spielte, aber nicht „den richtigen Ton“ in ihrer Interpretation traf: „Gehen Sie in den Wienerwald, und danach spielen Sie mir das Stück wieder vor.“
Vielseitiges, reiches musikalisches Erbe
Vieles kann man in der Musik lernen und intellektuell erfassen. Aber manche wichtige Offenbarungen der Kunst lassen sich nur erspüren. Dazu gehört auch das persönlichen Erleben der Atmosphäre am Wirkungsort von Künstler:innen. Wir behaupten: Beethoven hätte in einer anderen Stadt andere Musik geschrieben.
In Wien kann man nachempfinden und nachforschen, welches musikalische Erbe der junge Beethoven von seinem Vorbild, W. A. Mozart, und von seinem Lehrer, Joseph Haydn, übernommen hat. Hier kann man erahnen, in welcher Umgebung Beethoven und sein jüngerer Kollege Franz Schubert komponiert haben.
…und die Tradition setzt sich fort
Die Tradition Beethovens hat sich in Wien unmittelbar fortgesetzt und auf Persönlichkeiten wie Beethovens Enkelschüler Franz Liszt, seinen geistigen Nachfolger Johannes Brahms, den für die Beethoven-Rezeption so wesentlichen Gustav Mahler und auf viele andere Meister übertragen. Zeugnisse dafür finden sich in unzähligen musikalischen Einrichtungen, Komponisten-Gedenkstätten, Archiven, Bibliotheken, Konzerthäusern sowie Kirchen – und nicht zuletzt auf den Friedhöfen, auf denen neben Beethoven viele andere große Komponisten ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Der Lauf der Wiener Tradition geht weiter. Er führt über die „Zweite Wiener Schule“ von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern – die sogenannte „Wiege der Zwölftonmusik“ – in die heutige Zeit mit ihrem vielfältigen kompositorischen Schaffen.